 | | Foto: Reinhard Elbracht
|
Eine besondere Form des Ehrenamts
Zum neunten Mal reiste Frau Kawaguchi aus Japan an, um einige Tage in der Abteilung Holz und Form der Werkstatt Ebenezer ehrenamtlich tätig zu sein.
Bei ihrem ersten Besuch im Jahr 2003 war sie tief beeindruckt von der Art des Miteinanders. Damals lernte Sie eine schwerstmehrfachbehinderte Frau kennen, die sich nur durch ihre Mimik mitteilen konnte. Trotzdem nahm sie am Leben in der Werkstatt teil und stand mit den Beschäftigten und Mitarbeitenden im Kontakt. Die Aussage des damaligen Werkstattleiters, dass jeder Beschäftigte, gleich welche Behinderung er mitbringt, ein Recht hat auch am Arbeitsleben teilzunehmen, hat sie damals sehr beeindruckt. Jeder Mensch wird hier akzeptiert und kann auch anderen Menschen etwas geben.
In Japan ist das anders, berichtet Frau Kawaguchi aus eigener Erfahrung. Auch wenn die gesetzlichen Vorgaben ähnlich sind, stehen letztlich doch der Leistungsgedanke und die wirtschaftlichen Gewinne deutlich im Vordergrund.
Seit der Erfahrung der ersten Reise versucht Frau Kawaguchi jedes Jahr einige Tage in der Werkstatt Ebenezer zu verbringen. Dabei ist es in Japan nicht üblich, mehr als fünf Tage Urlaub am Stück zu nehmen. Wenn es geht, verbringt Frau Kawaguchi diese Zeit in Bethel. Seit ihrer Heirat vor zwei Jahren begleitet sie ihr Mann, Herr Tsuruta.
„In meinem Urlaub andere Orte und Dinge zu besichtigen bringt Freude“, sagt Frau Kawaguchi, „in Bethel zu sein bringt Kraft“.
Dass der Kontakt zustande kam und über viele Jahre fortbesteht, ist wesentlich Frau Hüstebeck zu verdanken. Die ehemalige Mitarbeiterin der Werkstatt Ebenezer, die auch nach ihrem Renteneintritt 2004 dort weiterhin ehrenamtlich tätig ist, schlug die Brücke nach Japan. Vor mehr als 25 Jahren schrieb sie ein Buch über ihre Erfahrungen in Bethel. Da Frau Hüstebeck selbst aus Japan stammt, tat sie dies in der Landessprache und veröffentlichte das Buch in ihrer ehemaligen Heimat.
Nachdem Frau Kawaguchi das Buch gelesen hatte, schrieb sie den Verlag an, um den Kontakt zur Autorin herzustellen. Sie setzte sich mit zu Frau Hüstebeck in Verbindung und die Einladung zum ersten Besuch in Bethel folgte prompt.
Text: Andreas Nöh
|